Studerus-Blog

Interview mit Swisscom-PM zum Netzausbau mit XGS-PON

Geschrieben von Frank Studerus | 1.9.2020

Holger Schori ist Product Manager bei der Swisscom und für «Access & Voice» zuständig. Frank Studerus hat mit ihm über den Glasfaser-Netzausbau mit der Technologie XGS-PON gesprochen.

Was sind die Gründe, welche die Swisscom zu einem Wechsel im Netzausbau von 1 Gbps Fiber P2P auf 10 Gbps P2MP (Point to Multi-Point) mit XGS-PON bewogen hat?

Holger Schori: Swisscom investiert seit Jahren viel in die Technologieführerschaft. Einerseits haben wir in den vergangenen Jahren den FTTH-Ausbau weitergeführt. Andererseits haben wir mit FTTS/B wichtige Vorleistungen für einen späteren Ausbau zu FTTH erbracht. Dank des schrittweisen Ausbaus konnten wir die Breitbandverfügbarkeit in jeder Gemeinde in kurzer Zeit spürbar verbessern. Jetzt ziehen wir die Glasfasern, die bei FTTS/B kurz vor den Gebäuden oder bereits im Keller liegen, einfach weiter bis in die Wohnungen und Geschäfte. Bei dieser Topologie bietet sich die PON-Technologie an, da sie nahtlos an diejenige von FTTS/B anknüpft. Mit XGS-PON können wir effizient Bandbreiten bis 10 Gbit/s auch in P2P-Gebieten anbieten.

Zu berücksichtigen gilt es aber auch den internationalen Aspekt. In den vergangenen Jahren hat sich die P2MP-Technologie durchgesetzt, was dazu geführt hat, dass die grossen internationalen Netzausrüster primär in diese Technologie investieren. Dies führt zu einer höheren Innovationskraft und zu günstigeren Stückpreisen für das entsprechende Equipment.
 

Wie unterscheidet sich XGS-PON bezüglich Bandbreite und Latenzzeit?

Mit dem neuesten XGS-PON können Bandbreiten von bis zu 10'000/10'000 Mbit/s bereitgestellt werden. Unter realen Bedingungen wird die Bandbreite bei rund 8'000 Mbit/s liegen. Erste Erhebungen im Netz zeigen ähnliche Werte (um die 5 ms) bei der Latenz wie mit 1 Gbps P2P.

Wie sieht es mit der Verfügbarkeit von XGS-PON aus. Ist die neue Technologie auf allen Anschlüssen erhältlich, die von Swisscom betrieben werden?

Bereits rund 1.5 Millionen Nutzungseinheiten können von den Vorteilen von XGS-PON profitieren. Bis Ende 2020 werden alle FTTH-Anschlüsse nachgerüstet.

Hat man bei einem Fiber-Anschluss die Wahl zwischen 1 Gbps P2P und XGS-PON oder wird bald nur noch XGS-PON verfügbar sein?

Im Neubau werden wir nur noch die leistungsfähigere XGS-PON-Technologie einbauen und damit wird die Abdeckung weiter massiv wachsen. Sind in den P2P-Gebieten die für 1 Gbps FTTH benötigten Ressourcen verfügbar, kann auch weiterhin diese Technologie bestellt werden. Mittel- bis langfristig erwarten wir aber, dass die «1 Gbps P2P FTTH»-Technologie verschwindet.

Wird Fiber nun wieder vermehrt bis in die Haushalte gezogen und Technologien auf Kupfer wie G.Fast werden nicht mehr so vorangetrieben?

Sowohl als auch. Wir halten an unserem Ziel fest und werden bis Ende 2021 in allen Gemeinden das Festnetz modernisieren sowie 90 Prozent der Wohnungen und Geschäfte mit 80 Mbit/s bis 10 Gbit/s versorgen. Bis Ende 2025 verdoppelt Swisscom zudem die Anzahl an FTTH-Anschlüssen von heute 30 Prozent auf rund 60 Prozent. Dort, wo wir die Netze bis 2025 noch nicht mit FTTH ausbauen können, modernisieren wir die bestehenden FTTS-Netze mit Ultrabreitbandtechnologien wie G.Fast.

Wie würde eine Migration von 1 Gbps P2P auf XGS-PON ablaufen? Mit welch einem Unterbruch ist zu rechnen und kann der Zeitpunkt der Migration klar festgelegt werden?

Beim Technologiewechsel von P2P auf XGS-PON (und auch umgekehrt) erhält der Service-Provider von uns ein sogenanntes Schaltzeitfenster zur Auswahl. Dieses erstreckt sich üblicherweise über einen halben Tag und beschreibt ein Zeitfenster, in welchem wir im Feld die benötigten Arbeiten ausführen werden. Der Unterbruch für den Kunden bei der Umschaltung selbst bewegt sich im Minutenbereich. Nach erfolgter Umschaltung verliert das bisherige Endgerät seine Verbindung und muss vom Endkunden durch eines mit den benötigten Schnittstellen ersetzt werden.

Welche Anforderungen gibt es an die Endgeräte für einen XGS-PON-Anschluss?

Die Endgeräte müssen zwingend von Swisscom geprüft und freigegeben sein, um sich mit dem Netz von Swisscom verbinden zu können. Da wir uns mit XGS-PON in einem geteilten Medium befinden, stellen wir so sicher, dass keine Kunden von nicht-freigegebenen Geräten auf anderen Anschlüssen gestört werden. Deshalb wurde mit XGS-PON dieses sogenannte Whitelisting eingeführt.

Interview mit Holger Schori von Swisscom Wholesale, Produkt-Marketing Access & Voice.

Zyxel-Router mit XGS-PON SFP+, von Swisscom zertifiziert: 
studerus.ch/zyxel-ax7501-with-xgspon-sfp/

Zyxel-Router mit XGS-PON SFP+, ohne Vorkonfiguration, von Swisscom zertifiziert: 
studerus.ch/zyxel-ax7501-mit-xgspon-sfp-ohne-vorkonfiguration/